Die  ARZ hat am 10.12. berichtet:

Seit Jahren bringt der Verein ältere Senioren in Bewegung, der Turnerbund hat erst jetzt Ähnliches vor.

Aktiv bis 100 – ein zu hoch gestecktes Ziel?Der Turnverein Achern arbeitet daran, immer mehr und immer ältere Senioren in Bewegung zu bringen, damit sie sich im Alltag sicherer fühlen und ihre Selbständigkeit lang erhalten. 

Uschi Hamerski kommt direkt ins Schwärmen, wenn sie an die Möglichkeiten denkt, die Bewegung älteren Menschen eröffnet: „Das Training beugt Stürzen vor, erhält die Denkfähigkeit und wirkt sich positiv bei Depressionen und Demenz aus.“ Diese Erkenntnis bringt sie von einer Tagung des Deutschen Turnerbundes zum Thema „Aktiv bis 100“ in Frankfurt mit. Für die Oberturnwartin des TV Achern ist ganz klar, dass auf diesem Gebiet in Zukunft noch viel mehr passieren muss.
Der 90-jährige Peter Schatz ist ein gutes Beispiel. Als ehemaliger Lehrer an der Acherner Grund- und Hauptschule ist Bewegung für ihn immer selbstverständlich gewesen. Volleyball spielt er zwar nicht mehr, aber Gymnastik mit den älteren Senioren des TV Achern geht noch sehr gut. „Das ist das richtige Maß für mich“, sagt er.
Seit 4 Jahren treffen sich jeden Donnerstag 15 bis 20 ältere Damen und Herren, von denen die meisten älter als 80 sind,  im evangelischen Gemeindehaus in Achern. Sie sitzen auf Keilkissen und Stühlen im Kreis. Sportkleidung ist nicht nötig, denn hier geht es nicht ums Rennen und Schwitzen. Dehnen und Strecken, Räkeln und Winken, Werfen und Fangen übt Gudrun Nagel mit der Gruppe. Schultern, Arme, Hände und Finger, Beine und Füße kommen in Bewegung und der Spaß kommt dabei nicht zu kurz.„Das hat tolle Effekte“, weiß Uschi Hamerski: „Zum Beispiel gelingt das Hineinschlüpfen in den Mantel wieder allein.“ Für die zweite Gruppe, die aus dem Seniorenheim am Kurpark in Ottenhöfen gebracht wird, geht es um noch mehr: Sie kommen heraus aus ihrem Umfeld, nehmen Neues war, wachen regelrecht auf.
„Anregung ist alles. Dann wird es lebendig und es wird gelacht“, diese Erfahrung hat auch Übungsleiterin Dr. Ursula Füsslin gemacht. Sie stellt fest, dass die meisten Menschen im Alter „einrosten“, weil sie sich zu wenig bewegen. Ihr Wunsch: „Da brauchen wir noch viel mehr Übungsleiter.“ Uschi Hamerski wirbt schon darum: „Für Leute ab 50 ist diese Ausbildung eine tolle Sache.“ Ab nächstem Frühjahr möchte sie eine Gymnastikgruppe in der Tagespflegestätte von Sibille Schreiner im Jahnpark in Achern anbieten.
„Die menschliche Architektur ist auf das hohe und sehr hohe Alter schlecht vorbereitet“, sagte der 2006 verstorbene Gerontologe und Entwicklungspsychologie Paul Baltes. Der Mensch benutze seinen Körper heute sozusagen über seine „biologische Garantiezeit“ hinaus. Damit er das hohe Alter möglichst positiv erlebt, sind die Aktivitäten und die Beteiligung am gesellschaftlichen Leben ganz entscheidend, das ist heute wissenschaftlich belegt.

Dipl. Sozialpädagogin Bettina Jasper aus Sasbachwalden hat bei der Tagung des Deutschen Turnerbundes im November die Vision von einer Koordinierungsstelle „Bewegung“ für Hochaltrige vorgetragen. Lokale und überregionale Organisationen sollten sich gemeinsam dafür einsetzen, dass jeder ältere Mensch Zugang zu einem Bewegungsangebot bekommt. Der TV Achern geht schon mal mit gutem Beispiel voran.

Von Michaela Gabriel

Stichwort I: Risiken im hohen Alter
Rund 30 Prozent aller Personen über 65 Jahre und rund die Hälfte aller über 80-Jährigen stürzen mindestens einmal pro Jahr, sagt die Statistik. 20 bis 30 Prozent von ihnen tragen Verletzungen davon, die die Mobilität und Unabhängigkeit auf Dauer einschränken. Die Wissenschaft weiß jedoch auch, dass die motorischen Fähigkeiten lebenslang trainierbar sind. 

Stichwort II
Stimmen von Senioren„Ich komme zur Gymnastik, damit ich in Bewegung bleibe und nicht vereinsame. Die Kontakte sind mir wichtig und es tut mir sehr gut.“Klara Konrad  „Ich habe vorher gar keinen Sport gemacht, außer dass ich mit dem Fahrrad zum Einkaufen gefahren bin.“Hannelore Reininger „Wer alleine steht, wird schneller alt als die, die Gemeinschaft haben.“Peter Schatz Bildtext: Seit vier Jahren bleiben sie gemeinsam beweglich und genießen die Gemeinschaft: die älteren Senioren des TV Achern. 
Michaela Gabriel