Ob Bundeskanzlerin Angela Merkel die Jubiläumsschrift „Mach mit - 150 Jahre Turnverein Achern“ schon gelesen hat, wurde aus dem Kanzleramt noch nicht bestätigt. „Ich habe ihr eine Jubiläumsschrift gegeben und bekam in eine andere ein Autogramm von der Kanzlerin“, schwärmte Uschi Hamerski, die unter den 200 Ehrenamtlichen beim Empfang im Kanzleramt dabei war und Angela Merkel gleichsam hautnah erlebte.

Die Überraschung war perfekt, als vom Deutschen Turnerbund (DTB) die Einladung im Hause Hamerski eintraf, dass die Oberturnwartin und TV-Geschäftsführerin eine von zwei ehrenamtlichen Repräsentanten des DTB sein sollte. Damit erhielt das 150. Jubiläumsjahr des TV Achern ein völlig unerwartetes, aber ehrenvolles „Sahnehäubchen“, das vor allem Uschi Hamerski nach ihrer Begegnung mit der ersten Frau im Staat nicht so schnell vergessen wird. Aber dieses Erlebnis hat sich die Trägerin des Acherner Ehrenamtspreises 2011 auch redlich verdient.

Denn Uschi Hamerski ist seit 50 Jahren Übungsleiterin, Organisatorin, Ideengeberin und mit „ihrem“ Turnverein so verwachsen, wie kaum ein anderer in der 150-jährigen Vereinsgeschichte. „Es war ein einmaliges Erlebnis“ meinte Uschi Hamerski nach diesem außergewöhnlichen Tag inmitten von Ehrenamtlichen aus ganz Deutschland und der Bundeskanzlerin, mit der sie auch ein paar Worte wechseln konnte und deren Regierungssitz sie besichtigen konnte...

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Im Mittelpunkt des Tages unter dem Motto "Gemeinsam geht’s – Menschen helfen Menschen" stand eine Podiumsdiskussion mit der Kanzlerin und ein Empfang, bei der Angela Merkel die ehrenamtliche Arbeit in Deutschland würdigte. „Menschlichkeit, Zuwendung, Empathie, Zeit, ein offenes Ohr für andere – das sind Dinge, die wir nicht staatlich verordnen können“, meinte die Bundeskanzlerin in ihrer Rede. Deshalb sei es außerordentlich wichtig, dass es in der Gesellschaft ehrenamtlich tätige Frauen und Männer in den unterschiedlichsten Bereichen und in allen Generationen gebe. „Wenn man in einer Sonntagsrede darüber spricht, kann man sagen, dass das ein schönes Engagement für andere ist. Das Ehrenamt erfordert aber auch Ausdauer, es erfordert Verlässlichkeit“. Bei aller Freiwilligkeit könne sich aber der Staat nicht zurückziehen. „Man kann eine Atmosphäre schaffen, in der Ehrenamt Spaß macht, man kann aber auch eine Atmosphäre schaffen, in der sich diejenigen, die ehrenamtlich tätig sind, ausgenutzt fühlen“. Deshalb sei  es ganz wichtig, dass die politisch Verantwortlichen mit den Ehrenamtlichen ins  Gespräch kommen. „Denn nach meiner festen Überzeugung kann unsere Gesellschaft, in der die Soziale Marktwirtschaft die tragende Säule ist, nicht funktionieren, ohne dass Ehrenamt und Professionalität Hand in Hand gehen“. Doch "Überprofessionalisierung" und Bürokratisierung der freiwilligen Arbeit schade dem Ehrenamt. Mit Blick auf bestehende Nachwuchssorgen riet die Kanzlerin  zu mehr Flexibilität. Die Durchregulierung des Alltags junger Menschen sei bereits sehr hoch. Daher solle man sich nicht lebenslang binden müssen. Es sei eine große politische Herausforderung, dafür zu sorgen, dass der Wettbewerbsdruck in der Gesellschaft nicht zu groß werde. Nur wer genügend Zeit habe, könne sich auch bürgerschaftlich engagieren. Weiter stellte Merkel fest, dass  bürgerschaftliches Engagement auch Ausdruck von Freiheit sei, was aktuell gerade in jenen Ländern deutlich werde, in denen Menschen um die Freiheit kämpfen. „Ich freue mich, dass es das Ehrenamt in Deutschland gibt und dass dadurch so viel Gutes entsteht. Herzlichen Dank“

(Bericht Roland Spether)